Widerstand ist eine wertvolle Kraft

Widerstand ist die Hölle.

 

Eine Einladung zum Nachdenken über eine Hypothese.

  • Was wäre wohl in unserem Alltag anders, wenn auf irgendeine Weise aller ‚Widerstand’ einfach so wegfallen würde?
  • Und, woran würden wir denn als Erstes erkennen, dass sich der ‚Widerstand’ aufgelöst hat?
  • Wann käme ich persönlich auf die Idee, in mir selbst nachzuforschen, ob sich dort noch irgendwo ‚Widerstand’ regt?
  • Ob wir wohl die Welt als langweilig und öde erlebten? Und worüber würden wir dann sprechen in den Kaffeepausen, auf dem Flur? Welche Themen würden mehr Raum bekommen?

 

Noch sind wir wohl nicht ganz so weit, sonst würde dieser Artikel ja auch keine Leserinnen und Leser finden.

 

Setzen wir also folgende Hypothese an den Anfang:

 

«Es gibt keinen Widerstand.

Es gibt nur mehr oder weniger hilfreiche Signale, dass nicht genügend Voraussetzungen erfüllt sind, um eine Kooperation einzugehen oder andere Sichtweisen/Positionen zuzulassen.»[1]

 

Die Hypothese basiert darauf, dass das, was wir im Alltag mit ‚Widerstand’ beschreiben, eine subjektive Wertung einer Wahrnehmung ist. Der Ausgangspunkt dafür ist eine verbale oder nonverbale Botschaft, die wertneutral im Raum steht. Erst unsere Gedanken über diese Botschaft lösen je nachdem Irritation, Ärger, Wut, Frustration, Verzweiflung, … aus. Für die Intensität der Reaktion sind verschiedene Faktoren mitbestimmend, unter anderem können ähnliche, früher erlebte Situationen anklingen, oder implizite Verhaltensnormen, eigenes Hierarchiedenken beziehungsweise bereits bestehender Druck aus anderen Lebensbereichen werden lebendig und wirksam. Das ‚Nein’ eines Mitmenschen kann der sprichwörtliche Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt, ohne dass dieses ‚Nein’ isoliert betrachtet diese Macht inne haben kann. Vielfach verläuft eine Reaktionssequenz auf ‚Widerstand’ reflexartig und atemberaubend schnell ab. Die aktuelle Hirnforschung bietet die entlastende Erkenntnis an, dass unsere Reaktion bereits fest steht, bevor ein bewusster Denkprozess die Chance eröffnet, dem Kontext entsprechend eine passende Reaktion zu wählen[2].

 

Ansätze für einen konstruktiven Umgang mit «Widerstand»

 

Ich weiss erst, was ich gesagt habe, wenn ich weiss, was du verstanden hast.

Paul Watzlawik

 

Die konkrete Umsetzung dieser pointierten Aussage von Paul Watzlawik bringt eine hilfreiche Verlangsamung in den Kommunikationsprozess – erst wenn ich aktiv überprüft habe, ob das, was ich verstanden habe, auch das ist, was kommunikativ beabsichtigt war, verfüge ich über genügend Klarheit für meine Entscheidungen. Dieses ‚Testing-Understanding’ oder ‚aktive Zuhören’ wird in ganz verschiedenen Ansätzen als hilfreich und weiterführend beschrieben.

 

Mit folgender Checkliste lässt sich das eigene Zuhören beleuchten und stärken:

 

  • Lasse ich die Sprecherin, den Sprecher ausreden?
  • Kann ich eine empathische Verbindung aufbauen und aufrecht erhalten, losgelöst von meiner eigenen Betroffenheit?
  • Bleibe ich mit meinen Gedanken fokussiert und mit der Person und ihrem Anliegen verbunden?
  • Wenn die Intensität hoch ist: Gebe ich mir selbst und meinem Gegenüber eine Pause von zwei Atemzügen, bevor ich das Wort ergreife?
  • Frage ich bei Unklarheiten sofort nach und übernehme Verantwortung für mein Verständnis des Anliegens?
  • Warte ich mit dem Zurechtlegen meiner Antwort, bis ich die Sicherheit habe, das Anliegen so gut als möglich verstanden zu haben?

Gelingt es durch ‚Aktives Zuhören’ die reflexartigen Reaktionsmuster zu unterbrechen, so stehen verschiedene Handlungsmöglichkeiten offen. Reinhold Dietrich[3] unterscheidet dabei folgende drei Kategorien:

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  • Aushalten: Wir können aus den aktuellen Umständen heraus erkennen, dass im Moment keine Klärung oder Veränderung möglich ist, und/oder unsere Ressourcen nicht ausreichend sind, und halten eine unangenehme Situation aus, bis sich der Moment für eine erfolgversprechende Intervention ergibt.

 

  • Weichen: Wir bemerken, dass wir diese Situation auch mit grossem Einsatz nicht konstruktiv beeinflussen können und entscheiden uns rechtzeitig dafür, im Moment oder grundsätzlich andere Wege zu gehen, zu weichen.

 

  • Gestalten / Klären: Wir entscheiden, bewusst gestaltend und klärend zu intervenieren.

 

Alle drei Optionen sind per se weder richtig noch falsch, haben Licht- und Schattenseiten, passen in der einen Situation oder Befindlichkeit, in einer anderen jedoch ganz und gar nicht. Und nicht immer stehen uns diese drei Möglichkeiten zur Verfügung; Gewohnheiten und Vorlieben verselbstständigen sich und führen zu einer Fokussierung.

Wählen wir den Weg der Gestaltung und Klärung, so schlägt Marshall B. Rosenberg[4], der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation (GFK), vor, im Zusammenhang mit Widerstand und Konflikten ‚Ärger’ und ‚Wut’ nicht als Gefühle zu identifizieren, sondern als klare Indikatoren dafür zu nehmen, dass grundlegende eigene Anliegen oder Bedürfnisse nicht erfüllt sind. Damit eröffnet sich die Wahl zwischen dem Ergründen der unerfüllten Bedürfnisse in uns selbst oder in der auslösenden Person. Beides führt zu einer weiteren Verlangsamung und idealerweise zu einer verbindenden Kommunikation darüber, wer was braucht, um den nächsten Schritt konstruktiv anpacken zu können.

Als ausserordentlich hilfreiches Werkzeug hat sich in der Praxis eine Übersicht über die häufigsten Bedürfnisse im laminierten Scheckkarten-Format[5] erwiesen. Sich selbst oder anderen Zeit zu geben für eine Klärung, was im Moment nicht erfüllt ist, trägt zu Verbindung und Orientierung bei, und ist in sich selbst bereits eine erste deeskalierende Intervention.

Als ‚Favoriten’ zeigen sich in vertrauten Alltagssituationen Bedürfnisse nach dem Erkennen des Sinns hinter einem Auftrag, nach der Autonomie im Einsatz der eigenen Ressourcen, nach Verlässlichkeit und Kontinuität oder auch nach Empathie und Verständnis.

Bietet der Alltag die zeitliche Möglichkeit oder erfordert es der Schweregrad des ‚Wi- derstands’, dann kann der untenstehende Prozess, welcher auf einer Idee von Matthias Varga von Kibéd6 aufbaut, den Handlungshorizont öffnen und stärken.

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Wenn es auf dem einen oder anderen Weg gelingt, ‚Widerstand’ nicht persönlich zu nehmen, sondern als Einladung für eine weiterführende Beschäftigung mit dem, was jemand braucht um auf eine Kooperation einzugehen, dann bewegen wir uns auf einer unsichtbaren Brücke auf den anderen Menschen zu und ermöglichen eine stärkende Verbindung[7].

Als unabdingbare Voraussetzung dafür sieht Martin Buber, dass es ein bewusstes ‚Ich’ gibt, das diese Brücke betritt. Es ist also eine wichtige Voraussetzung, dass ich mich selbst wichtig genug nehme und mir Klarheit verschaffe, was ich im Moment brauche, um konstruktiv und kooperativ weiterschreiten zu können. Gelingt es, die Anliegen aller beteiligten Personen sichtbar zu machen und ohne Wertung anzuerkennen, öffnet sich ein gemeinsamer Gestaltungsraum, der es auch zulassen kann, dass nicht alle Bedürfnisse in gleicher Art oder zur gleichen Zeit berücksichtigt werden.

Die Lösungsorientierung[8] bietet für brückenbauende Lehrpersonen und Schulleitende hilfreiche ‚Fragepfeiler’, die es erleichtern können, auch im turbulenten Alltag der Verbindung mit sich selbst und den anderen Sorge zu tragen:

 

  • Wodurch fordert dich diese Aufgabe, wodurch bringt sie dich weiter?
  • Was brauchst du, um das Ziel zu erreichen?
  • Welche Kompetenzen sind dabei gefragt?
  • Was ist leicht, was erscheint schwierig?
  • Was ist dein persönlicher Gewinn, was ist der Preis?
  • Wo reihst du das Ziel auf einer Prioritäten-Skala von 0 bis 10 ein?
  • Welche Alternativen, diese Aufgabe zu erfüllen, siehst du?
  • Wer alles ist vom Erfolg/Nicht-Erfolg der Zielerreichung betroffen?
  • Was könntest du tun, um ganz sicher zu scheitern?
  • Angenommen, du hättest 100% freie Hand, was würdest du tun?

 

Die beschriebenen Optionen und Fragen lassen sich gut bei jeder nächsten Gelegenheit ausprobieren – sie brauchen sicher etwas Mut und Bereitschaft, vorläufige ‚Wirkungslosigkeit’ als Bestärkung für weitere Entdeckungsreisen und Brückenbauten zu nehmen. Und vielleicht beginnt man sich ja insgeheim schon fast ein wenig zu freuen auf die nächste Trainingsgelegenheit…

 

Armin Sieber

 



[1] Diese Hypothese verbindet aus der Sicht des Autors die Grundhaltung der Lösungsorientierung nach Steve deShazer/Insoo Kim Berg mit derjenigen der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. Sie bildet eine Synthese zwischen dem Zitat von Steve deShazer: «Es gibt kein Verständnis – es gibt nur mehr oder weniger hilfreiche Missverständnisse.» und dem Zitat von Marshall B. Rosenberg: «Höre nicht, was andere über dich und dein Tun denken. Höre ihre Gefühle und Bedürfnisse, die sie damit ausdrücken.»
[2] „Decisions don’t come from nowhere but they emerge from prior brain activity. Where else should they come from?
In theory it could be possible to trace the causal pathway of a decision all the way back to the big bang. Our research shows that we can trace it back 10 seconds. Compared to the time since the big bang this is not very long.“ John Dylan Haynes,  Hayneslab Homepage
[3] Dietrich, R. (2010). Werkzeuge der Führungskompetenz. verlag-dietrich.com.
[4] Rosenberg, M.B. (2011). Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. Junfermann.
[5] selber anpassbare Druckvorlage im Excel-Format unter diesem Link
[6] Varga von Kibéd, M. (1996). Ganz im Gegenteil. Edition München.
[7] Buber, M. Ich und Du (2005). Gütersloher Verlagshaus.
[8]  deShazer, S. Der Dreh (2004). Carl Auer System Verlag. Kim Berg, I. und Szabó, P. Kurz(zeit)coaching mit Langzeitwirkung (2009). Modernes Lernen.

Jeder Mensch ist ein Fluss

Buddha sass unter einem Baum und sprach zu seinen Schülern. Da kam ein Mann und spuckte ihm ins Gesicht. Buddha wischte sich ab und fragte den Mann: „Und was weiter? Was möchtest du mir ausserdem noch sagen?“

 

Der Mann war verwirrt, weil er nicht erwartet hatte, dass jemand, dem er ins Gesicht spuckte, fragen würde: „Und was weiter?“

 

Er hatte bisher noch nie eine solche Erfahrung gemacht. Er hatte Menschen beleidigt, und sie waren wütend geworden und hatten reagiert. Oder wenn sie Feiglinge und Schwächlinge waren, hatten sie gelächelt und versucht, ihn zu beschwichtigen. Doch Buddha war anders; er war weder wütend noch auf irgendeine Art beleidigt, und er war auch nicht feige. Stattdessen fragte er einfach nur ganz sachlich: „Und was weiter?“ Von seiner Seite kam keine Reaktion.

 

Buddhas Schüler dagegen wurden wütend, sie reagierten. Sein vertrautester Schüler, Ananda, sagte: „Das ist zuviel, das können wir nicht tolerieren. Behalte deine Lehren für dich, und wir werden diesem Mann mal kurz zeigen, dass er so etwas wie eben nicht tun kann. Er muss dafür bestraft werden. Sonst wird bald jeder anfangen, solche Dinge zu tun.“

 

Buddha sagte zu ihm: „Sei still. Er hat mich nicht beleidigt, aber du beleidigst mich. Er ist neu hier, ein Fremder. Er muss von den Leuten etwas über mich gehört haben, er muss gehört haben: „Dieser Mann ist ein Atheist, ein gefährlicher Mensch, der die anderen von ihrem Weg abbringt, ein Revolutionär, der andere verdirbt.“ Und womöglich hat er eine bestimmte Vorstellung, eine Idee von mir entwickelt. Er hat mich nicht angespuckt, er hat seine Idee angespuckt, seine Vorstellung von mir – denn er kennt mich ja überhaupt nicht, wie könnte er mich also anspucken?

Wenn du genauer nachdenkst, hat er seinen eigenen Verstand angespuckt. Ich habe damit nichts zu tun, und ich sehe, dass dieser arme Mann noch etwas anderes zu sagen haben muss, denn das ist eine Art und Weise, etwas zu sagen – Spucken ist eine Art, etwas zu sagen. Es gibt Augenblicke, in denen man das Gefühl hat, dass Sprache nicht ausreicht. Dann muss man etwas tun. Wenn man zutiefst verliebt ist und den anderen küsst oder umarmt, was tut man dann? Man sagt ihm damit etwas. Wenn man wütend ist, sehr wütend, und den anderen schlägt, den anderen anspuckt, dann sagt man damit etwas. Ich verstehe ihn. Er muss noch etwas anderes zu sagen haben, deshalb frage ich ihn: „Und was weiter?“

 

Der Mann war jetzt erst recht verwirrt! Doch Buddha sagte zu seinen Schülern:

„Ich fühle mich durch euch mehr beleidigt, denn ihr kennt mich und lebt seit Jahren bei mir, und noch immer reagiert ihr nur.“

 

Verwirrt und betroffen kehrte der Mann nach Hause zurück. Er konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Wenn man einem Buddha begegnet, ist es schwierig, ja unmöglich, weiter so zu schlafen, wie man bisher geschlafen hat. Wieder und wieder verfolgte ihn seine Erfahrung. Er konnte sich nicht erklären, was geschehen war. Er zitterte und schwitzte am ganzen Körper. Niemals zuvor war er einem solchen Menschen begegnet; durch ihn wurden sein ganzer Verstand und sein ganzes Muster, seine ganze Vergangenheit, erschüttert.

 

Am nächsten Morgen kehrte er zurück. Er warf sich Buddha zu Füssen. Und Buddha fragte ihn erneut: „Und was weiter? Auch das ist eine Art, etwas zu sagen, was mit Worten nicht ausgedrückt werden kann. Wenn du zu mir kommst und meine Füsse berührst, sagst du etwas, das nicht auf gewöhnliche Weise ausgedrückt werden kann, wofür alle Worte nicht ausreichend sind; sie können es nicht vermitteln.“

 

Und Buddha sagte: „Schau, Ananda, dieser Mann ist wieder hier, und er sagt etwas. Dieser Mann ist ein Mensch mit tiefen Gefühlen.“

 

Der Mann schaute Buddha an und sagte: „Vergib mir für das, was ich gestern tat.“

 

Buddha erwiderte: „Vergeben? Aber ich bin nicht mehr derselbe Mann, dem du es angetan hast. Der Ganges fliesst immer weiter; er ist niemals mehr derselbe Ganges. Jeder Mensch ist ein Fluss. Der Mann, den du angespuckt hast, ist nicht mehr da – ich sehe zwar noch genauso aus, doch ich bin nicht derselbe, viel ist in diesen 24 Stunden geschehen! Der Fluss ist so viel weiter geflossen. Also kann ich dir nicht vergeben, denn ich hege keinen Groll gegen dich.

Und auch du bist neu. Ich sehe, dass du nicht derselbe Mann bist, der gestern kam, denn dieser Mann war wütend – er war reine Wut! Er hat mich angespuckt, während du dich niederwirfst und meine Füsse berührst – wie könntest du derselbe Mann sein? Du bist nicht derselbe Mann, also lass uns das alles vergessen. Diese beiden Menschen – der Mann, der gespuckt hat, und der Mann, den er angespuckt hat-, sie existieren beide nicht mehr. Komm näher. Lass uns über etwas anderes sprechen.“

Quelle unbekannt

Spiral Dynamics

Die endlos aufwärts führende Suche

Ein Interview mit Dr. Don Beck von Jessica Roemischer
ICH GLAUBE, ICH FANGE AN, DIE MENSCHEN als Farben zu sehen! Nachdem ich mich während der vergangenen drei Monate eingehend mit SpiralDynamics befasst habe einer scharfsinnigen und weitreichenden Theorie über die menschliche Entwicklung kann ich ohne Übertreibung sagen, dass Spiral Dynamics ein enormer Durchbruch ist, was die Beschreibung und den Umgang mit Komplexität das heisst, uns selbst angeht. Unsere unterschiedlichen Weltanschauungen, unsere Überzeugungen, sogar unsere Identität werden von acht «Memes» oder Wertesystemen repräsentiert, die sowohl auf Individuen als auch auf ganze Kulturen angewandt werden können. Und ich entdecke gerade, dass dieses dynamische, spiralförmige Modell des menschlichen Bewusstseins mit seiner Hierarchie farbkodierter Memes im wahrsten Sinne des Wortes meine Wahrnehmung färbt.

Auf der Hochzeit eines Freundes realisierte ich plötzlich, dass ich das BLAUE (absolutistische) Meme in der konservativ gekleideten Frau mit dem Kreuz sah, das ORANGE (erfolgsorientierte) Meme in dem jungen Yuppie mit der Rolex, das GRÜNE (egalitäre) Meme in dem in die Jahre gekommenen Hippie mit dem Bart.Und nicht nur das, ich erkenne langsam, wie GRÜN ich selbst bin mit meiner Sehnsucht, in Gemeinschaft zu leben und akzeptiert zu werden, mit meiner Voreingenommenheit gegen Konzerne und politisch Konservative, mit meiner Leidenschaft für die Belange der Umwelt, obwohl ich zugegebenermassen verrückt danach bin, meinen Audi (ORANGE) flott (ROT impulsiv) zufahren!

Sollte ich mir Sorgen machen? Lege ich mit dieser offensichtlich grob gezeichneten, farbkodierten Charakterisierung, «Meme» genannt, andere und mich selbst auf bestimmte Rollen fest? Ist das Modell von Spiral Dynamics mit diesen Memes einfach nur ein bequemer Weg, sich nicht mit der Komplexität und Verschiedenheit der Menschen herumschlagen zu müssen und sich nicht der Herausforderung zu stellen, zu erkennen, wer wir wirklich sind? Im Gegenteil. Ich habe herausgefunden, dass Spiral Dynamics statt kalter, analytischer Distanz oder eindimensionaler Perspektive eine tiefe, klare Einsicht in die fliessenden Muster der menschlichen Psyche, Überzeugungen und Werte (einschliesslich meiner eigenen) verschafft, welche oft unbewusst unsere Entscheidungen leiten und sogar unsere Identität formen. Zudem führt Spiral Dynamics zu einer unerwarteten und befreienden Objektivität, denn es stellt meine eigene Erfahrung in einen gesamtgeschichtlichen Zusammenhang unserer menschlich-psychologischen Entwicklung, die vollständig in jedem von uns gegenwärtig ist vom primitivsten Überlebensinstinkt (BEIGE) bis hin zu entwickeltenspirituellen Bestrebungen (TÜRKIS) mit wie in meinem Fall einem guten Schuss rechthaberischem Öko-Egalitarismus (GRÜN). «Aber warum eine Spirale?», könnte man fragen. Spiralen sind dynamischer Ausdruck natürlicher und kosmischer Kräfte, «dominante universelle Fraktale», die in allem nachweisbar sind, angefangen bei unserer DNA bis hin zu den spiralförmigen Galaxien unseres Universums. Spiral Dynamics postuliert, dass die Evolution des menschlichen Bewusstseins am besten mit dieser dynamischen, sich spiralförmig nach oben ausdehnenden Struktur dargestellt werden kann, die unsere sich entfaltenden Denkweisen aufzeichnet, wie sie sich durch Ebenen wachsender Komplexität immer weiter empor schwingen. Mit Sicherheit ist das menschliche Bewusstsein über die Jahrtausende ständig komplexer geworden wie unsere schnelllebige, höchstinteraktive Welt beweist. Aber ungeachtet meiner Illusionen darüber, wie weit ich in meinem stark technologisierten, postmodernen Leben gekommen bin, tauchen wir Menschen laut Spiral Dynamics gerade erst mal aus der ersten grossen Episode der Menschheitsgeschichte auf die grundlegend von dem Bedürfnis zu überleben geprägt war: der «First- Tier-Ebene» (first tier heisst wörtlich übersetzt: erster Rang, erste Stufe) der Spirale.
Dr. Don E. Beck hat Spiral Dynamics seit nunmehr fast drei Jahrzehnten entwickelt, gelehrt und angewandt. Er vermittelt die wahrhaftig umfassende oder «integrale» Perspektive, die Essenz von Spiral Dynamics, indem er das gewaltige Gemälde der Weltkulturen mit der Sorgfalt, dem Verständnis und der entspannten Vertrautheit beschreibt, mit der man vielleicht über die Mitglieder einer weit verzweigten Familie und ihre einzigartigen Fähigkeiten spricht und von den Anforderungen, denen sie ausgesetzt sind. In dieser reifen Menschlichkeit zeigt sich Becks leidenschaftliche und aufrichtige Überzeugung, dass Spiral Dynamics der enormen Herausforderung und Verantwortung, denen wir uns zu diesem Zeitpunkt der Geschichte gegenüber sehen, erfolgreich begegnen kann.
Man könnte Don Beck wirklich einen philosophischen Aktivisten im Dienste des neuen Milleniums nennen. Als Mitbegründer des National Values Center in Denton, Texas, und Präsident und Hauptgeschäftsführer des Weltunternehmens Spiral Dynamics Group, Inc. ist er seinen eigenen Worten zufolge ein «Spiral-Zauberer», der das Modell von Spiral Dynamics dazu benutzt, groß angelegte Systemveränderungen innerhalb und zwischen den verschiedenen Sektoren und Kulturen der Weltgemeinschaft zu bewirken. Zusammen mit Christopher Cowan schrieb er 1996 Spiral Dynamics: Mastering Values, Leadership and Change. Das Buch basiert auf der bahnbrechenden «Wertesystem»-Theorie der menschlichen Entwicklung, die von dem inzwischen verstorbenen Professor Clare Graves aufgestellt wurde, und entwickelt diese weiter. Beck suchte in seiner langjährigen Laufbahn als Berater solch unterschiedliche Schauplätze auf, wie die Downing Street Nr.10, um sich mit den Mitgliedern von Tony Blairs Policy Unit zu treffen, oder Chicago-City, um die Schwierigkeiten der Bildungsinstitutionen anzupacken; die Weltbank, um über die Zukunft Afghanistans zu sprechen, und auch die Sitzungssäle großer Banken, Energieunternehmen, Fluggesellschaften und Regierungsbehörden.
Mit Präsident Bill Clinton erörterte Don Beck Fragen der Rassendiskriminierung und mit Nelson Mandela tiefgreifende Strategien der Versöhnung. Er spielte eine zentrale Rolle beim friedlichen Aufbau eines demokratischen Südafrika, wofür er 1996 in seinem Heimatstaat Texas öffentlich geehrt wurde. In jüngerer Zeit vereinte er seine Kräfte unter anderem mit dem integralen Philosophen Ken Wilber und dem Präsidenten des Arlington Instituts, John Petersen, «um Spiral Dynamics zu einem noch wirkungsvolleren Instrument für gross angelegte Interventionen, Veränderungen und Transformationen zu machen »- eine neue Initiative, welche «Spiral Dynamics integral» (SDi) genannt wird.
Vor dem Hintergrund seiner enormen Erfahrung illustriert Dr. Beck, warum Spiral Dynamics von unschätzbarem Wert für jeden ist, der in dieser heiklen und uns alles abverlangenden Periode der Geschichte aufrichtig die Notwendigkeit für eine menschliche Transformation und weltweite Versöhnung erkennt. Und tatsächlich, in dem Masse, in dem man vertrauter mit Spiral Dynamics wird, versteht man immer besser, warum diese faszinierende Theorie als nichts Geringeres als «eine neue Definition der menschlichen Natur und der evolutionären Bedeutung menschlicher Intelligenz» bezeichnet wird.

«Was ich vorschlage ist, dass die Psychologie des reifen, menschlichen Wesens ein sich entfaltender, wachsender, oszillierender, spiralförmiger Prozess ist, gekennzeichnet durch progressive Unterordnung älterer Verhaltenssysteme niederer Ordnung unter neuere Systeme höherer Ordnung und zwar in dem Masse, wie die existentiellen Probleme des Menschen sich verändern.»
Dr. Clare Graves

http://www.spiraldynamics.org/

Kommunikation

Neben der Lösungsorientierung leiten uns um Bereich der Kommunikation Marshall B. Rosenberg mit seinem Ansatz der «Nonviolent Communication» oder auf Deutsch der «Gewaltfreien Kommunikation» und Dominic Barter mit «Restorative Justice Circles».
Das Konzept für die gewaltfreie Kommunikation soll beim Kommunizieren im Alltag als auch beim friedlichen Lösen von Konflikten im persönlichen, beruflichen oder politischen Bereich hilfreich sein. Die gewaltfreie Kommunikation ist keine Technik, sondern soll als Grundhaltung verstanden werden, bei der eine wertschätzende Beziehung im Vordergrund steht.

•Wie kann ich im Alltag meine Anliegen | Interessen | Grenzen auf eine verbindende, klare Art vertreten?

•Wie kann ich in dieser Haltung Anliegen bei anderen hören?

•Wie gehe ich mit Kritik oder Widerstand um?

 

Die Haltung der Gewaltfreien Kommunikation

•    Alle Menschen auf diesem Planeten möchten ihre Bedürfnisse erfüllt sehen.

•    Bedürfnisse können auf vielfältige Art & Weise erfüllt werden.

•    Wir können in guten Beziehungen leben, wenn wir diese Bedürfnisse, die universell sind, durch Zusammenarbeit statt durch aggressives (Gesprächs-) Verhalten erfüllen.

•    Jeder Mensch hat erstaunliche Fähigkeiten, die wir erfahren, wenn wir durch echte Einfühlung mit ihm in Kontakt kommen.

•    Alles, was ein Mensch jemals tut (oder nicht tut) ist ein Versuch, seine Bedürfnisse zu erfüllen.

•    Jedes Bedürfnis dient der Sicherung/Bereicherung des Lebens. Die Strategien, die zur Erfüllung der Bedürfnisse angewendet werden, können grundlegende Bedürfnisse anderer verletzen.

•    Menschen tun nichts lieber, als zum Leben anderer zu beizutragen, wenn sie es freiwillig tun können.

•    Es gibt keine Hierarchien zwischen den Menschen, wenn es um die Ebene der Bedürfnisse geht.

•    Klarheit über unsere Bedürfnisse eröffnet Wahlmöglichkeiten.

•    Wir können jeden Moment neu wählen.

•    Niemand kann wissen, was ein anderer Mensch im Moment gerade fühlt oder braucht.

•    Der wesentliche Schritt zur Konfliktlösung ist die menschliche Verbindung zwischen den Beteiligten und die entsteht durch Verständnis.

 

Die Ziele der Gewaltfreien Kommunikation

•    Tragfähige Beziehungen aufbauen und erhalten

•    Aus Freude zum Leben des andern beitragen

•    Die eigenen Bedürfnisse erfüllen, ohne anderen irgendeine Art von Gewalt anzutun

•    Schmerzliche Kommunikation in verbindende Kommunikation übersetzen und so

•    Konflikte auflösen


Die Gewaltfreie Kommunikation möchte Menschen in die Lage versetzen..

•     sich selbst und anderen einfühlsam zuzuhören,

•     die Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen,

•     zwischen beobachtbarem Verhalten und wertender Interpretation zu unterscheiden

•    Verhalten und Person klar trennen zu können.

•     klare, konkrete Bitten im Hier und Jetzt (nicht Forderungen!) zu formulieren,

•     Differenzen nicht zu übergehen, sondern anzuerkennen,

•     die (verbindenden) Bedürfnisse von allen Beteiligten zu erkennen und daraus Energie für neue Lösungen freizusetzen.